Mehr Infos zu Antimalariamittel

Wirkung

Die am häufigsten gegebenen Antimalariamittel sind Hydroxychloroquin (z. B. Quensyl®) und Chloroquin. Man hat über viele Jahre gesehen, dass diese Medikamente nicht nur bei der Malaria wirken, sondern auch entzündungshemmende Effekte haben, die bei der Behandlung von Krankheiten wie dem Lupus helfen können. Inzwischen werden sie längst als Dauertherapie in allen SLE-Leitlinien empfohlen. Diese Medikamente haben Einfluss auf verschiedene Prozesse im Körper und gehören zu den „unspezifischen“ Therapien, die das Immunsystem modulieren, statt es zu unterdrücken. „Unspezifisch“ bedeutet, dass sie nicht gezielt an einer bestimmten Stelle wirken, sondern im ganzen Körper Effekte haben.

Sie werden seit den 1950er Jahren beim SLE eingesetzt und sind offiziell für die Lupus-Therapie zugelassen. Über die Jahrzehnte hat man sehr viel Erfahrung mit diesen Medikamenten gewonnen und viel dazugelernt. Inzwischen kennt man viele positive Effekte der Antimalariamittel beim Lupus, die ihre Position als Basistherapie beim SLE immer weiter gefestigt haben. Falls sie vertragen werden und keine relevanten Nebenwirkungen (s. u.) auftreten, sollte deshalb jede Lupus-Patient*in dauerhaft ein Antimalariamittel bekommen. 

Sie haben beim SLE einen positiven Effekt auf die Krankheitsaktivität und den gesamten Krankheitsverlauf, es treten seltener Krankheits-Schübe auf und die Entstehung bleibender Organschäden wird reduziert. Dadurch besteht auch ein gewisser schützender Effekt auf die Nieren. Auch Herz-Kreislauf-Ereignisse und sogar die Sterblichkeit beim Lupus werden durch Antimalariamittel gesenkt. Oft sprechen die Haut- oder Gelenk-Symptome des SLE gut auf diese Medikamente an. Antimalariamittel können auch dabei helfen, die Kortison-Dosis zu senken, was immer ein zentrales Ziel der Lupus-Therapie ist.

Schwangerschaft

Ein ganz wichtiger Therapie-Baustein sind Antimalariamittel in der Schwangerschaft und auch der Stillzeit. Besonders in dieser Zeit ist ein stabiler SLE mit niedriger Krankheitsaktivität und niedrigem Kortison-Bedarf von größter Wichtigkeit. Antimalariamittel gelten in Schwangerschaft und Stillzeit als sichere Medikamente. Sie können entscheidend dazu beitragen, dass Mutter und Kind bestmöglich durch die Schwangerschaft kommen. Das wird auch in den Leitlinien so empfohlen. Man weiß aus Studien, dass nach dem Absetzen von Antimalariamitteln viele Schwangerschafts-Komplikationen und auch Lupus-Schübe gehäuft auftreten. Nicht alle Gynäkolog*innen kennen sich gut mit Lupus aus, und es kommt vor, dass sie den Patientinnen fälschlicherweise empfehlen, die Antimalariamittel in der Schwangerschaft abzusetzen. Hier ist es ganz wichtig, auch immer die Meinung der Rheumatolog*in dazu einzuholen. Meist werden sie klar empfehlen, die Antimalariamittel über die gesamte Schwangerschaft beizubehalten, damit Mutter und Kind die besten Chancen haben.

Dosierung + Gabe

Die Dosis berechnet die Ärzt*in nach deinem Körpergewicht. Antimalariamittel werden in Tablettenform eingenommen. Die volle Wirkung ist erst nach 3-6 Monaten erreicht, Hautveränderungen bessern sich aber oft schon nach 4-6 Wochen. Da Rauchen die Wirkung von Antimalariamitteln abschwächt, ist es hier noch viel wichtiger, auf den Nikotin-Konsum zu verzichten.

Mögliche Nebenwirkungen

Antimalariamittel gelten als verträgliche Medikamente. Vor der Verordnung wird überprüft, ob eine Erkrankung oder Faktoren vorliegen, bei denen man diese Medikamente nur mit Vorsicht oder gar nicht nehmen sollte. Vor allem sollte man Antimalariamittel bei einigen Augenerkrankungen nicht geben, und man muss auch während der Behandlung die Augen im Blick behalten, da hier – wenn auch selten – Nebenwirkungen an der Netzhaut des Auges auftreten können. Deshalb wird empfohlen, zu Beginn der Behandlung, nach 5 Jahren und dann jährlich eine augenärztliche Kontrolle durchzuführen, um auftretende Veränderungen am Auge früh erkennen zu können. Bei bestimmten Risikofaktoren erfolgen diese Kontrollen von Anfang an jährlich. 

Bitte lies die Packungsbeilage deiner Medikamente für eine vollständige Auflistung der bekannten Nebenwirkungen und Warnhinweise und frage deine Ärzt*in.

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie bietet für Patient*innen einen Informationsbogen zur Therapie mit Hydroxychloroquin an. Du findest ihn hier als PDF. 

Lupus-Website Icon Lupe
Aufgrund der erhöhten Infektanfälligkeit durch den Lupus selbst und die anderen Medikamente ist es wichtig, immer einen guten Impfstatus zu haben. Dabei sollen Lebend-Impfstoffe vermieden werden.

Auch wenn Antimalariamittel nachweislich viele positive Effekte auf den SLE haben, ist ihre Wirkung meist nicht stark genug, um einen wirklich ruhenden Krankheitsverlauf zu erreichen. Meist benötigen die Patient*innen zusätzlich weitere Lupus-Medikamente. Das ändert aber nichts daran, dass die Antimalariamittel dauerhaft das Fundament der SLE-Therapie bleiben. Ausnahme ist, sie werden nicht vertragen und dürfen nicht eingenommen werden. 

DE-LPU-WCNT-210012, Mär23

Die LupusCheck-Expert*innen

Das LupusCheck Expertenteam

Dr. med. Johanna Mucke
Oberärztin,
Universitätsklinikum Düsseldorf

Das LupusCheck Expertenteam

PD Dr. med. Johannes Knitza
Oberarzt,
Universitätsklinikum Gießen & Marburg

Das LupusCheck Expertenteam

Dr. Carolin Tillmann
Institut für Erziehungswissenschaft
Arbeitsbereich Sozial- und
Rehabilitationspädagogik,
Philipps-Universität Marburg

Das LupusCheck Expertenteam

PD Dr. med. Martin Krusche
Oberarzt,
Universitätsklinikum 
Hamburg-Eppendorf
 

Das LupusCheck Expertenteam

Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke
Leiterin des Schwerpunkts Nephrologie
und Nierentransplantation,
Johannes Gutenberg-Universität Mainz