Sexualität und Familienplanung
Wer als Lupus-Betroffene*r an Lebensqualität denkt, hat vielleicht zuerst Aspekte im Sinn wie Schmerzreduktion, eine verbesserte Beweglichkeit und eine Verminderung der Erschöpfung. Dabei gehören auch ein erfülltes Sexualleben und vielleicht auch der Kinderwunsch zu den wichtigen Facetten von Lebensqualität. Wie du die Herausforderungen Sexualität und Familienplanung angehen kannst und wie wichtig dabei ärztlicher Rat ist, liest du hier.
Freude an körperlicher Liebe: Lupus und Sexualität
Sexualität ist ein wichtiger Teil der persönlichen Lebensqualität. Bei Lupus-Betroffenen können jedoch Schmerzen und Abgeschlagenheit die Intimbeziehung ebenso beeinträchtigen wie Ängste oder depressive Verstimmungen. Vielleicht haben auch Selbstwertgefühl und Selbstbild gelitten. Dabei bieten gerade Zuwendung und Zärtlichkeit in der Beziehung die Chance, besondere Momente der tiefen Innigkeit und besonderen Verbundenheit mit der Partner*in zu spüren. Der Stresslevel sinkt, das Immunsystem rüstet auf. Ein Gewinn für Körper und Seele, der den Umgang mit dem eigenen Lupus erleichtern kann. Sex kann sogar Schmerzen lindern und die Funktionalität der Gelenke verbessern.
Wie lässt sich eine sexuelle Zurückhaltung überwinden und ein erfülltes Liebesleben finden? Ganz wesentlich ist Offenheit gegenüber der Partner*in: Welche Berührungen sind angenehm? Was bereitet Schmerzen? Verständnisvolle Partner*innen stellen sich darauf ein. Sprecht deshalb miteinander über tatsächliche oder befürchtete Beschwerden, auch wenn es vielleicht schwerfällt. Über Sexualität zu reden ist für alle Menschen grundsätzlich genauso schwer wie die eigenen Seelenzustände in Worte zu fassen. Überfordere dich deshalb nicht, sondern lass dir und deinem Gegenüber Zeit, einen gemeinsamen Weg für eure gemeinsame Sexualität zu finden.
Jemand, der dich liebt, hat oft einen viel positiveren Blick auf dich als du selbst.
Fachlichen Rat hinzuziehen
Schwierigkeiten in der Sexualität können körperlich und/oder psychosomatisch begründet sein. Aufgrund der Lupus-Erkrankung oder auch als Folge einer medikamentösen Therapie von Begleiterkrankungen kann es zu Störungen der Erregbarkeit oder der Funktionalität der Schleimhäute kommen. Eine trockene Scheide beispielsweise kann mit einem Gleitmittel aus der Apotheke behandelt werden. Trau dich, über deine Sexualität und mögliche Probleme mit deiner Ärzt*in zu sprechen und sich im Bedarfsfall psychologische oder psychotherapeutische Hilfe zu holen. Wir alle haben eine natürliche Scheu, mit diesen intimen Themen beim Gegenüber als übergriffig wahrgenommen zu werden. Falls es auch dir schwerfällt, solche Fragen anzuschneiden: Mehr zum Thema „Wie sage ich es meiner Ärztin/meinem Arzt?“ findest du hier.
Familienplanung und Schwangerschaft
Naturgemäß eng mit Sexualität verknüpft, ist ein möglicher Kinderwunsch. Heute steht man einer Familienplanung von Patientinnen mit Lupus meist positiv gegenüber. Die Erfahrung zeigt, dass die Schwangerschaft komplikationslos verlaufen kann.
Ärztliche Begleitung von Kinderwunsch und Schwangerschaft besonders wichtig
Als Lupus-Patientin solltest du deinen Kinderwunsch unbedingt mit deiner Ärzt*in besprechen. So kann sie das Gesamtrisiko, eine Therapienotwendigkeit und die Prognose sowohl für dich als auch für dein Kind einschätzen – gegebenenfalls gemeinsam mit erfahrenen Ärzt*innen anderer Fachrichtungen. Gemeinsam kann die Schwangerschaft zum bestmöglichen Zeitpunkt geplant und vorbereitet werden. Bei Frauen mit einem reinen Hautlupus (zu dieser Lupus-Form mehr hier) wird das Risiko als eher gering eingeschätzt. Gleiches gilt bei Frauen mit einem systemischen Lupus (SLE), der nicht aktiv ist und bei dem die wichtigen Organe nicht betroffen sind. Es gilt: So individuell wie dein Lupus ist, so individuell werden auch deine Chancen und Risiken einer Schwangerschaft beurteilt.
Grundsätzliche Risiken einer Schwangerschaft von Lupus-Betroffenen
In sehr seltenen Fällen können bestimmte Antikörper von der Mutter auf das Kind übergehen. Dadurch kann das Baby einen vorübergehenden Hautlupus oder Probleme mit dem Herzen bekommen. Sprich auch darüber mit deiner Ärzt*in.
Die Schwangerschaft solltest du gemeinsam mit deiner Ärzt*in vorbereiten, um von vorneherein optimale Bedingungen für dich zu schaffen. Risiken lassen sich durch eine regelmäßige Überwachung vermindern. Deine Ärzt*in betreut und begleitet dich als werdende Mutter so sicher wie möglich durch die Schwangerschaft und darüber hinaus.
Gestalte Beziehung und Familie bewusst
Erfüllte Sexualität und Lupus-Erkrankung müssen sich nicht ausschließen. Auch ein Kind kann möglich sein: Mit ärztlicher Beratung kannst du in Ruhe die Chancen und Risiken einer Schwangerschaft vor dem Hintergrund deines individuellen Lupus beurteilen.
Wir bedanken uns bei Dr. med. Susanna Späthling-Mestekemper (Rheumapraxis München) für die Unterstützung bei diesem Kapitel.
NP-DE-LPU-WCNT-210031, Nov22
Die LupusCheck-Expert*innen
Dr. med. Johanna Mucke
Oberärztin,
Universitätsklinikum Düsseldorf
PD Dr. med. Johannes Knitza
Oberarzt,
Universitätsklinikum Gießen & Marburg
Dr. Carolin Tillmann
Institut für Erziehungswissenschaft
Arbeitsbereich Sozial- und
Rehabilitationspädagogik,
Philipps-Universität Marburg
PD Dr. med. Martin Krusche
Oberarzt,
Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf
Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke
Leiterin des Schwerpunkts Nephrologie
und Nierentransplantation,
Johannes Gutenberg-Universität Mainz