Medikamentöse Therapie
Heutzutage gibt es medikamentöse Lupus-Behandlungsmöglichkeiten, die oft ein weitgehend normales Leben ermöglichen. Dem Einsatz von Medikamenten geht immer eine individuelle Entscheidung voraus, die unbedingt gemeinsam von Patient*in und Ärzt*in zu treffen ist. In diese Entscheidung müssen der Verlauf der Krankheit, die bestehenden Organbeteiligungen und Begleiterkrankungen einfließen. Genauso wichtig sind Lebenssituation und Wünsche der Betroffenen.
Medikamentöse Therapie eines Lupus
Die Dosierung und die Kombination der Wirkstoffe für die medikamentöse Therapie müssen individuell und situationsgerecht abgestimmt werden. Denn die in der Lupus-Therapie eingesetzten Medikamente zielen auf unterschiedliche Vorgänge im Körper ab und können entweder die Entzündungsreaktion abschwächen oder in die Entstehung der Erkrankung eingreifen.
Antimalariamittel sind das Basistherapeutikum beim SLE. Ist der Lupus aktiv (z. B. bei entzündlichen Schüben), wird zusätzlich Kortison gegeben, und bei Bedarf kommen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz. Wenn der Lupus noch nicht ausreichend beruhigt werden konnte, können weitere Medikamente gebraucht werden. Hier stehen je nach Krankheitsaktivität und Organbeteiligungen u. a. hochdosiertes Kortison, Biologika und so genannte Immunsuppressiva zur Verfügung. Im Folgenden erfährst du mehr über diese Medikamente.
Das Zusammenspiel der Medikamente
Bei der Lupus-Therapie werden die Medikamente miteinander kombiniert. Die Therapie wird schrittweise aufgebaut und die einzelnen Medikamente verfolgen unterschiedliche Ziele, die zusammen ein Gesamtkonzept ergeben. So kombiniert die Ärzt*in zum Beispiel die langfristigen positiven Effekte der Antimalariamittel mit den kurzfristigen und schnellen Wirkungen der Kortison-Präparate und hemmt ggf. zusätzlich mit weiteren Medikamenten Teile des überaktivierten Immunsystems.
Es ist wie ein Puzzle – alles ergibt ein Gesamtbild. Nimmt man ein Stück weg, wirken die anderen Medikamente vielleicht nicht mehr so gut und die Therapie kommt aus dem Gleichgewicht. Deshalb ist es auch so wichtig, jede Veränderung von Medikamenten erst mit der Ärzt*in zu besprechen und nie etwas einfach so abzusetzen. Dabei ist eines der zentralen Therapie-Ziele, langfristig möglichst ohne Kortison auszukommen oder nur sehr niedrige Dosierungen einzusetzen – auf jeden Fall unter 5 Milligramm pro Tag. Gelingt das nicht, sollte man die sonstigen Medikamente so lange verändern, bis man das Kortison weit genug reduzieren oder absetzen kann und der Lupus trotzdem ruhig ist.
Wirkweise und Nebenwirkungen
Lupus-Medikamente sind nicht einfach austauschbar. Auch wenn zwei Medikamente in die gleiche Medikamenten-Klasse gehören – z. B. Immunsuppressiva oder Biologika –, können sie in ihrer Wirkweise, ihrer Wirkstärke und auch in ihren Nebenwirkungen große Unterschiede zeigen. Es kommt dabei vor allem auf zwei Punkte an:
- Wie spezifisch wirkt ein Medikament? Setzt es nur an einem einzigen Punkt an, der für die Krankheits-Entstehung relevant ist, oder beeinflusst es auch noch ganz andere Vorgänge im Körper?
- Wenn auch andere Prozesse im Körper beeinträchtigt werden, ist die Frage, wie wichtig und weitreichend diese Beeinflussung ist. Das wiederum hat Auswirkungen auf die zu erwartenden Nebenwirkungen.
Es gibt in der Lupus-Therapie ganz unterschiedlich wirkende Immunsuppressiva mit ganz verschiedenen möglichen Nebenwirkungen. Sie werden von Patient*in zu Patient*in unterschiedlich vertragen. Ähnlich ist es bei den Biologika, die erstmal nur die biotechnologische Herstellung gemeinsam haben und die Tatsache, dass sie sehr gezielt an einem ganz bestimmten Punkt mit ihrer Wirkung ansetzen. Oft werden sie deshalb sehr gut vertragen, aber letztlich kann das immer nur ein Therapieversuch zeigen. Sehr gut bekannt sind aber die Nebenwirkungen von Kortison-Präparaten, insbesondere, wenn sie über lange Zeit in höherer Dosierung eingenommen werden, weshalb man hier immer auf eine möglichst kurze Therapie und niedrige Dosis achten wird.
Klingt kompliziert?
Ist es leider auch und man braucht jahrelange Erfahrung, um sich in der Lupus-Therapie richtig gut auszukennen. Deshalb ist es so wichtig, dass du dich bei jeder Änderung der Medikamente immer gut mit deiner Ärzt*in abstimmst, deine Bedürfnisse einbringst und alle Fragen stellst, die du hast.
Weitere Informationen zu deinen Medikamenten findest du beispielsweise auch über diese Quellen:
Verträglichkeit und Nebenwirkungen
Jedes Medikament hat auch mögliche Nebenwirkungen. Bei der medikamentösen Therapie-Entscheidung wird das Risiko daher sorgfältig mit dem möglichen Nutzen abgewogen. Sobald Nebenwirkungen auftreten, sollte das Gespräch mit der Ärzt*in gesucht werden. Gegebenenfalls müssen andere Mittel zum Einsatz kommen. Bei allen Medikamenten gilt: Nicht einfach absetzen und auch bei Nebenwirkungen, bei denen die Medikamenten-Einnahme gestoppt werden muss, immer zunächst Rücksprache mit der Ärzt*in halten.
Bei allen Lupus-Erkrankten die medikamentöse Therapie regelmäßig überwachen
Die Häufigkeit der ärztlichen Kontrolle hängt davon ab, wie aktiv der Lupus gerade ist. Bei Patient*innen mit schwereren Verläufen und einem aktuellen schweren Schub, können Arztbesuche jede Woche oder alle zwei Wochen nötig sein. Beruhigt sich die Situation, werden auch die Kontrollen bei der Ärzt*in seltener. Gleichzeitig gilt: Länger als etwa 6 Monate sollte keine Therapie unverändert fortgeführt werden, wenn sie nicht zu einer Verbesserung führt. Dann ist der nächste Schritt oder ein Wechsel abzustimmen. Behalte das im Auge und sprich ggf. mit deiner Ärzt*in.
Selbst bei einem milden oder gerade inaktiven Verlauf sind mindestens alle 6-12 Monate Kontrolluntersuchungen nötig, um ein unbemerktes Fortschreiten der Erkrankung rechtzeitig festzustellen.
Eine Therapie braucht Zeit, um zu wirken
Generell gilt, nicht zu früh aufzugeben. Eine Therapie braucht Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten – hier ist Geduld gefragt. Ebenfalls wichtig: die Therapie nicht schleifen zu lassen, sondern sie anpassen, wenn mit ihr das Therapieziel nicht erreicht wird.
DE-LPU-WCNT-210012, Mär23
Die LupusCheck-Expert*innen
Dr. med. Johanna Mucke
Oberärztin,
Universitätsklinikum Düsseldorf
PD Dr. med. Johannes Knitza
Oberarzt,
Universitätsklinikum Gießen & Marburg
Dr. Carolin Tillmann
Institut für Erziehungswissenschaft
Arbeitsbereich Sozial- und
Rehabilitationspädagogik,
Philipps-Universität Marburg
PD Dr. med. Martin Krusche
Oberarzt,
Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf
Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke
Leiterin des Schwerpunkts Nephrologie
und Nierentransplantation,
Johannes Gutenberg-Universität Mainz