Tut mir (nicht) gut

Wohlbefinden können wir als einen höchst individuellen Zustand oder auch Prozess beschreiben, sich selbst und die eigenen Lebensumstände als positiv zu erleben.1 Mit einer chronischen Autoimmunkrankheit wie dem Lupus erhält der Begriff Wohlbefinden eine besondere Qualität. Wohlbefinden wird extrem wichtig und kann zugleich sehr zerbrechlich und störanfällig sein. Es gilt, möglichst vieles zu tun, was guttut, und wo immer möglich das zu vermeiden, was nicht guttut. Dabei ist Wohlbefinden sehr subjektiv: Was eine Lupus-Patient*in als Wohltat empfindet, muss für andere nicht so sein. Trotzdem kann es helfen, Ideen zu teilen – daher liest du hier, was anderen Betroffenen guttut und was nicht.

Therapieziele Lupuscheck

Worüber Patient*innen sagen: „Tut mir gut“ 

Lupuscheck Psyche und Soziales Yoga

Wir haben die Teilnehmer*innen des 2. digitalen Lupustag für Patient*innen gebeten, während der Veranstaltung einen Fragebogen auszufüllen und anderen Menschen mit Lupus Ideen mitzugeben, was ihnen im Alltag guttut und was eben nicht. Ein wohlwollendes Umfeld wurde genannt, ebenso eigenes positives Denken und das Annehmen der Krankheit wie auch das Zulassen schlechter Gefühle. Kreativität, Bewegung, Freunde oder Natur können genauso kleine Oasen bieten wie Entspannung und Genuss. Den Tag frei einteilen können, sich nicht rechtfertigen müssen – auch das wurde als „Tut mir gut“ beschrieben. Achtsamkeit fand sich ebenfalls in den Nennungen wieder, als bewusstes Wahrnehmen und Erleben des aktuellen Moments. Es bedeutet, ganz im Hier und Jetzt zu sein, ohne jede Wertung.

Im Folgenden liest du, nach Themen geordnet, ganz unterschiedliche Impulse von Lupus-Betroffenen. Vielleicht erhältst du Anregungen, etwas Neues auszuprobieren, was dein Wohlbefinden fördern könnte.

  • Das tut mir gut: Ruhe & Entspannung

    Ein wichtiger Aspekt beim Lupus ist die regelmäßige Entspannung und Ruhe. So gelingt es anderen – vielleicht helfen diese Ideen auch dir:

    • „Ruhephasen einplanen“
    • „Mittagsschlaf“
    • „Dinge tun, die mir helfen, mich zu entspannen und die ich gerne mache“
    • „kleine Atemübungen“
    • „Meditations- und Achtsamkeitsübungen (MBSR)“
    • „Yoga“
    • „der Schritt in die Erwerbsminderungsrente“
  • Das tut mir gut: Dem Körper Gutes tun

    Entspannung ist ein wichtiger Aspekt des Umgangs mit dem eigenen Körper als Lupus-Betroffene/r. Ebenfalls als positiv empfunden werden:

    • „ein Entspannungsbad“
    • „Massagen“
    • „Wärme“
    • „Kälte und Bewegung bei geschwollenen Gelenken“
    • „eine Knierolle, um die Knie zu entlasten“
    • „Saunatag“
  • Das tut mir gut: Soziales Miteinander

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    Sich mit Freunden oder der Familie zu treffen, tut ebenfalls vielen gut. Auch Gespräche mit anderen Betroffenen können hilfreich sein.

    Hinweise für den Austausch mit anderen Betroffenen findest du hier.

  • Das tut mir gut: Freiräume schaffen

    So wie soziales Miteinander für viele wichtig ist, brauchen wir alle manchmal einfach das Gegenteil. Hier ein paar Tipps von anderen, wie sie sich Freiräume schaffen und auf sich fokussieren.

    • „bestimmten Situationen einfach aus dem Weg gehen (z. B. Elterngespräche macht mein Mann)“
    • „meine eigenen Grenzen setzen und achten“
    • „viel Zeit für mich“
    • „Menschen meiden, die mir nicht guttun“
  • Das tut mir gut: Natur erleben

    Sich im Freien aufzuhalten, ist für Menschen mit Lupus nicht immer einfach, da manche Wetterbedingungen sich auch negativ auf das Wohlbefinden auswirken können. Hier kommt es auf das richtige Maß an. Wohldosiert, vorzugsweise morgens oder abends, und mit genügend Sonnenschutz kann ein Ausflug in die Natur für Abwechslung und Erholung sorgen, zum Beispiel:

    • „im Wald mit dem Hund Gassi gehen“
    • Waldbaden
    • „im Garten arbeiten“
    • „frische Luft und saftiges Grün“
    • „Aufenthalt im Freien, je nach Wetter (nicht zu warm/wenig Sonne/nicht zu feucht)“
    • „Spazierengehen oder Wandern in der Natur“
  • Das tut mir gut: Kleine (und größere) Freuden & Ablenkungen

    Ganz persönlich, sehr vielfältig und vielleicht deshalb eine überraschende Inspiration für dich, um herauszufinden, was dir Freude macht oder Ablenkung bringt:

    • „Blumen in Farbe und mit Duft“
    • „Wochenendtrip“
    • „Bewusst den Gewürzschrank aufmachen und an allem schnuppern. Nach Lust und Laune pur probieren und überlegen, mit welchen Lieblingsgewürzen als Nächstes gekocht wird“
    • „Dr. House schauen“
  • Das tut mir gut: Schreiben

    Um sich selbst besser kennenzulernen, kreativer zu werden oder Stress abzubauen, kann zielgerichtetes Schreiben (auch mit dem Begriff „Journaling“ verknüpft) helfen, den Blick auf die persönlich wichtigen Dinge/Erlebnisse/Gefühle im Leben zu richten. Damit haben Lupus-Patient*innen positive Erfahrungen gemacht:

    • „Gefühle und Erlebnisse aufschreiben“
    • „bei Belastung alles aufschreiben“
    • „Schmerz-, Ernährung- und Gewohnheitstagebuch führen“
    • „ein Bullet Journal
  • Das tut mir gut: Kreativ sein

    Der Kreativität sind nur wenige Grenzen gesetzt. Unter „Schreiben“ hast du schon vom Bullet Journal gelesen, das Schreiben mit Gestalten verbindet. Vielleicht findest du hier ein neues Hobby:

  • Das tut mir gut: Lesen & Hören

    Lupuscheck Psyche und Soziales Yoga

    Lesen ist vielen Menschen mit Lupus wichtig in ihrem Umgang mit der Krankheit. Eine Betroffene leiht sich beispielsweise Hörbücher aus der öffentlichen Bibliothek online aus, um sich Wege zu ersparen. Podcasts sind für einige sehr angenehm, um sich ohne besondere Anstrengung mit aktuellen oder historischen Themen zu beschäftigen. Musik zu hören tut ebenfalls vielen gut. Eine Teilnehmerin des 2. Lupustages für Patient*innen 2022 empfiehlt aus eigener Erfahrung Neoklassik und Klaviermusik. Die Geschmäcker sind dabei natürlich verschieden.

  • Das tut mir gut: Essen & Trinken

    Auch die Wahl der Lebensmittel kann das persönliche (Krankheits-)Empfinden beeinflussen. Lies hier, was Teilnehmer*innen des 2. Lupustages für Patient*innen für sich als positiv empfinden:

    • „gesunde Ernährung“
    • „einfach mal ‚schlecht‘ essen“
    • „selbstgemachtes Müsli, Vollkornprodukte“
    • „kleine Mahlzeiten mit viel Gemüse“
    • „Kräuter sammeln und guten Tee trinken, z. B. Rose, Weißdorn oder beruhigenden Lavendel“
  • Das tut mir gut: Hilfen im Alltag

    Um Hilfe zu bitten, fällt nicht immer leicht, dabei kann es deutlich zum Wohlbefinden beitragen.

    • „Unterstützung im Haushalt (Putzhilfe)“
    • „Fensterputzer“
    • „Lieferservice für Lebensmittel/Getränke“
    • „Hilfe im Garten (Gärtner)“
    • „Babysitter (nicht nur fürs Ausgehen)“
    • „Home Office“
  • Das tut mir gut: Bewegung & Sport

    In Bewegung bleiben, Sport treiben: Das bekommen Lupus-Erkrankte nicht nur von ihren Ärzt*innen vorgeschlagen. Sie stellen meist auch selbst fest, wie gut es ihnen tut, sich zu bewegen. Gleichzeitig ist manchen Menschen Bewegung oft kaum möglich, weil sie – wie eine Betroffene es beschreibt – „zu schlapp“ sind. Wenn du dich fit genug fühlst, hier einige Anregungen für Sport mit Lupus:

    • „Reha-Sport“
    • „Muskeltraining“
    • „Tanzen“
    • „Schwimmen“
    • „Wassergymnastik“
    • „Yoga“
    • „Sport machen und wenn es nur Spazieren ist“

    Falls du nicht weißt, wie du den ersten Schritt machen sollst und welcher Sport gut für dich sein kann, und du erfahren möchtest, welche konkreten Sport-Tipps andere Lupus-Patient*innen für dich haben, bietet unsere Broschüre „Sport und Bewegung“ viele Informationen für dich. Du findest sie im Download-Bereich hier.

Zwei Mutmachgeschichten, wie Sport das Leben verändert hat, siehst du hier.

Worüber Patient*innen sagen: „Tut mir nicht gut“ 

Lupuscheck Psyche und Soziales Yoga

 

Von den Extremen, wie „Reizüberflutung“ oder „zu wenig Abwechslung“, bis hin zu „mich überanstrengen“ und der allgegenwärtigen Herausforderung „oft einfach nur den normalen Alltag“ zu meistern. Lies hier, worüber Teilnehmer*innen des 2. Lupustages für Patient*innen 2022 sagten, dass es ihrem Wohlbefinden schadet und sie deshalb versuchen, es zu vermeiden:

  • Das tut mir nicht gut: Stress

    Situationen und Erfahrungen im Alltag können ganz unterschiedlich erlebt werden und die Erlebnisse im Umgang mit dem so individuellen Lupus können stark variieren. Was für manche gut zu bewältigen ist, wird für andere schon zur Belastung. Hier muss man gut auf sich selbst hören und sein individuelles Gleichgewicht finden. Was jedoch unisono genannt wurde, was nicht guttut:

    • „viele Termine pro Tag zu bewältigen“ 
    • „zu viele Aufgaben“ 
    • „sich selbst Druck machen“ 
    • „wenn Termine verschoben und neue Termine vereinbart werden müssen“
    • „bei Stress weiter Sachen machen, z. B. für die Uni“
    • „Hektik“
    • „emotionale Anspannung“
    • „Multitasking“
    • „Überstunden auf der Arbeit“
  • Das tut mir nicht gut: Sonne

    Lupuscheck Psyche und Soziales Yoga

    Vielen Lupus-Betroffenen tut Sonnenlicht nicht gut (und die direkte Sonne meiden sollten ohnehin alle). Sowohl Aufenthalte im direkten Sonnenschein als auch die Menge an aufgenommenem Sonnenlicht, selbst im Schatten, werden als wenig wohltuend genannt.

  • Das tut mir nicht gut: Essen & Trinken

    Einige Betroffene erkennen bei sich einen Zusammenhang zwischen ihrem Wohlbefinden und dem, was sie essen oder trinken. Hier ihre Äußerungen dazu, was ihnen nicht guttut:

    • „Alkohol“
    • „fettiges Essen“
    • „Milchprodukte“
    • „zu viele Süßigkeiten“

    Mehr zu guter Ernährung bei Lupus liest du hier.

  • Das tut mir nicht gut: Körperliche Reize, Bewegung & Wetter

    Mit dem ganz eigenen Lupus erleben Menschen ihre Umwelt in unterschiedlichen Facetten. Hier einige Zitate von Lupus-Patient*innen, womit sie sich nicht wohlfühlen oder was ihr Wohlbefinden beeinträchtigt:

    • „Regentage, da mir dann auch drinnen die Gelenke schmerzen“
    • „trübes Wetter“
    • „Kälte- und Wärme-Wechsel durch klimatisierte Räume (beim Einkaufen)“
    • „Hitze“ 
    • „Tage mit wenig Bewegung“
    • „lange drinnen sitzen“
    • „dem Partner zuliebe Marathonspaziergänge an der See“
    • „Sport, der stark auf die Handgelenke geht“
    • „nicht ausreichender Schlaf“
    • „Bewegungen, die immer gleich sind und sich oft wiederholen“
    • „körperliche Überanstrengung“ 
    • „Fernsehen“
    • „auf Bildschirme schauen“
  • Das tut mir nicht gut: Umgang mit Menschen

    Auch wenn wir an sich soziale Wesen sind und ein Mindestmaß an Umgang mit anderen Menschen benötigen, so kann sich genau dieses Aufeinandertreffen negativ auf das Wohlbefinden auswirken. Zu den Erfahrungen von Lupus-Betroffenen, was ihnen nicht guttut, zählt:

    • „längere Gespräche führen“ 
    • „zu viele Menschen“
    • „volle Innenstadt“
    • „negative Menschen“
    • „genervte nörgelige Mitmenschen“
    • toxischer Positivismus
    • „Unverständnis von Menschen“ 
    • „zwischenmenschliche Reibereien“
    • „Diskussionen“
    • „Konflikte und Streit“
    • „Menschen, die einen unter Druck setzen“
    • „Fremdbestimmung“
  • Das tut mir nicht gut: Zeit mit sich

    Zeit ohne andere Menschen kann sowohl als zu häufig als auch als zu selten angesehen werden. Wie ist es mit dir? Hier einige Zitate, was andere Lupus-Betroffene als negativ erfahren haben:

    • „zu wenig soziale Kontakte“
    • „Grübeln“
    • „Nachdenken, wenn ich etwas vergessen habe“ 
    • „keine Ruhephasen allein zu haben“
    • „keine Zeit für mich haben können“

Persönliche Tipps & Tricks fürs Wohlbefinden findest du hier.

Lupuscheck Icon Lupe

Aus Erfahrungen anderer für sich selbst lernen.

Du lebst mit deinem ganz eigenen Lupus. Zugleich kann es hilfreich sein, von anderen Betroffenen zu erfahren, was ihnen guttut und was nicht. Als kleine Bestätigung für deinen bisherigen Umgang mit dem Lupus oder auch als Inspiration für Neues.

1 In Anlehnung an Bernd Röhrle B, Wohlbefinden / Well-Being. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Abrufbar unter https://dx.doi.org/10.17623/BZGA:224-i134-1.0. August 2022.

Kleine Erläuterungen:

  • MBSR steht für „Mindfulness-Based Stress Reduction“ (Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion). Es ist ein Programm zur Stressbewältigung durch gezielte Lenkung von Aufmerksamkeit.
  • Mit Waldbaden wird ein bewusster Aufenthalt im Naturraum Wald beschrieben, der der mentalen und körperlichen Gesundheit dient und auf die Heilkraft der Bäume setzt. Mehr dazu liest du hier.
  • Ein Bullet Journal ist ein Notizbuch, das zu einem ganz individuellen Tagebuch, Kalender, Notizbuch oder auch Malbuch kreativ gestaltet wird. Ein Bullet Point ist übrigens ein Zeichen vor Aufzählungen, also ein Spiegelstrich o. ä.
  • Diamond Painting ist wie Malen nach Zahlen, jedoch mit Steinchen. Statt wie bei Malen nach Zahlen Flächen auszumalen, die dann ein Gesamtbild ergeben, werden Motive Stein für Stein auf eine Leinwand geklebt.
  • Entspannungsmandalas sind grafische Vorlagen, die gleichmäßig ausgemalt werden, um dabei zu Ruhe und Entspannung zu kommen.
  • Lettering ist kunstvoll und kreativ Schreiben, um mit den Buchstaben einen tollen Schriftzug zu gestalten und mit weiteren Elementen zu verschönern.
  • Toxischer Positivismus: Wenn negativen Gefühlen kein Raum mehr gelassen wird, kann es das Leben vergiften (daher der Begriff „toxisch“). „Wenn man alles, was negativ ist, verdrängt, wird man taub gegenüber seinen Emotionen – auch gegenüber den positiven. Weil wir ein Stück von uns selbst, von unserem tatsächlichen Empfinden abschneiden.“ Prof. Michaela Brohm-Badry, Universität Trier, in: https://www.rnd.de/wissen/toxic-positivity-wieso-toxische-positivitaet-so-schaedlich-ist-TOFTO2YNORE4RFZJT3CMSEUQHY.html

NP-DE-LPU-WCNT-220034, Okt22

Die LupusCheck-Expert*innen

Das LupusCheck Expertenteam

Dr. med. Johanna Mucke
Oberärztin,
Universitätsklinikum Düsseldorf

Das LupusCheck Expertenteam

PD Dr. med. Johannes Knitza
Oberarzt,
Universitätsklinikum Gießen & Marburg

Das LupusCheck Expertenteam

Dr. Carolin Tillmann
Institut für Erziehungswissenschaft
Arbeitsbereich Sozial- und
Rehabilitationspädagogik,
Philipps-Universität Marburg

Das LupusCheck Expertenteam

PD Dr. med. Martin Krusche
Oberarzt,
Universitätsklinikum 
Hamburg-Eppendorf
 

Das LupusCheck Expertenteam

Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke
Leiterin des Schwerpunkts Nephrologie
und Nierentransplantation,
Johannes Gutenberg-Universität Mainz